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Persönlichkeit oder Persönlichkeitsstörung

Vortrag: Persönlichkeit oder Persönlichkeitsstörung?

Am Mittwoch, den 17.09.2014 wurde in der Selbsthilfe-Kontaktstelle des Paritätischen über gesunde und krankhafte Persönlichkeiten gesprochen. persona ist alt-griechisch und bedeutet übersetzt „Maske“. Der Wortursprung verrät, was jeder Mensch auf natürliche Weise tut: wir ahmen nach und schlüpfen in unterschiedliche Rollen. Kann man dann überhaupt noch authentisch oder gar „echt“ sein? „Warum denn nicht, was soll Echtheit eigentlich bedeuten? Das muss doch jeder Einzelne für sich entscheiden und beantworten dürfen, denn dies ist Ausdruck der persönlichen Freiheit“, sagt der Referent Prof. Dr. Dr. Machtemes, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie in Oberhausen.

„Eine gesunde Persönlichkeit nimmt sich und Andere wahr“

Jeder hat Bedürfnisse, Wünsche und Ziele, denen eine bestimmte Wertigkeit zugeschrieben wird. Auch wenn ein Bild oder Lied einander ähneln kann, schon kleine Variationen unterstreichen die Einzigartigkeit des Werkes. Gleichermaßen verhält es sich mit der Persönlichkeit, bzw. dem individuellen Persönlichkeitsentwurf. Misstrauisch oder ängstlich zu sein, kann ebenfalls Teil der Persönlickeit sein und „pathologisch ist es erst dann, wenn aus Akzentuierungen eine Störung geworden ist“, erklärt der Facharzt, der sich u.a. mit dem Bereich der Medizinischen Soziologie beschäftigt. Prof. Dr. Dr. Machtemes untersucht Entstehung, Verlauf und Therapiemöglichkeiten der jeweiligen Erkrankung auf Mikro- sowie Makroebene. Hierbei spielen systemische Verbindungen, z.B. inerhalb der Familie eine tragende Rolle. „Wenn schließlich das individuell empfundene Leid und die Belastung des privaten Umfeldes unerträglich erscheint, dann ist Vorsicht geboten“, so Machtemes. Eine gesunde Persönlichkeit zeichnet sich dadurch aus, dass der Mensch seinen Lebenshunger bewahren kann und neugierig bleibt: „Es ist sehr wichtig sich selbst zu spüren, sich selbst zu erleben und sich mitteilen zu wollen. Das dialektische Prinzip veranschaulicht das Modell einer gesunden Wahrnehmung ganz gut: Es gibt kein erlebtes ICH ohne das erlebte DU. Jede Form von Ideologie ist daher in gewisser Weise eine Vergewaltigung, denn gerade der Mut zum Diskurs, ergo die eigene Position zu vertreten, ist ein relevanter Indikator für eine gesunde Entwicklung“, betont der Referent.

Verschiedene Persönlichkeitstypen, Akzentuierungen (charakteristische Auffälligkeiten, aber noch nicht als krankhaft eingestuft) und Störungs-Merkmale (pathologischer Verlauf) wurden während des Vortrags kurz vorgestellt:

1. Hypertyme Persönlichkeit: Typ „Karnevals-Prinz“, lebhafter Charakter, nicht krankhaft, es sei denn durch auffällige und unangenehm erscheinende Distanzlosigkeit geprägt
2. Manische Pesönlichkeit: häufig behandlungsbedürftig, wenn Anzeichen der Manie vorhanden sind, z.B. Größenwahn, andauernde Rastlosigkeit und Maßlosigkeit, getrieben von Ideen
3. Depressive Persönlichkeit: sich selbst zurück stellen, altruistische Züge (aufopferungsvoll), das Gefühl von Nutzlosigkeit kann überwiegen und in Versagensangst münden, Depressionen möglich
4. Zyklotymiker: extrem launisch, kann Umschwenken in bipolar affektive Störung (manisch-depressiv)
5. Paranoide Persönlichkeit: Anfänge: „Andere reden über mich“, pathologisch: Wahnstörung
6. Anankastische Persönlichkeit: man legt Wert auf Strukturen, Ordnung mit zwanghaftem Erscheinungsbild, kann zu Zwangsstörung führen
7. Histrionische Persönlichkeit: Typ „Schauspieler“, im Mittelpunkt stehen wollen, übertriebener Geltungsdrang kann abschrecked und für Andere befremdlich wirken, häufig in Kombination mit Somatisierungsstörungen und Depressionen
8. Asthenischer Typ: „schwach“, Typ „Duckmäusschen“, vermeidende Tendenzen, häufig liegt Angststörung vor
9. Dependenter Charakter: abhängig von Anderen, häufig Trennungsängste, oft bei Borderlinern gegeben, kann auch zu Suchterkrankung führen