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Kinder psychisch kranker Eltern und psychisch kranke Kinder

Beim diesjährigen „Oberhausener Fachgespräch“ stand das Thema „Kinder psychisch kranker Eltern“ im Mittelpunkt. Fachvorträge hielten Prof. Dr. Borgs-Lauf (FH Nierderrhein), Frau Seidel (Netzwerk FELIX Viersen), Prof. Dr. Davids (Josefhospital Oberhausen), Herr Landeur (Jugendamt Oberhausen), Frau Pavetic (Moderation), Frau Aupers (intego Oberhausen), Herr Post (Psychologische Beratungsstelle Oberhausen), Prof. Dr. Rothermundt (Johanniter Krankenhaus Oberhausen). Die Beteiligten machten deutlich, dass es darauf ankommt, Hilfen passgenau auf den Einzelfall zuzuschneiden. Jugendhilfe und andere Hilfen müssen dabei integriert werden.

Mit einem ähmlichen Thema beschäftigte sich auch die Fachveranstaltung „Vergessene Kinder“ des Büros für Chancengleichheit der Stadt Oberhausen.

In einem kurzen Interview während der Podiumsdiskussion am 14.01.2015 geht Frau Susanne Aupers vom intego-Jugenhilfeteam auf die Fragen zum Thema ein:

Nehmen psychische Auffälligkeiten und Krankheiten bei Eltern und Kindern zu?
Das Landesinstitut für Gesundheit und Arbeit des Landes Nordrhein Westfalen (LIGA.NRW) kommt in seiner Untersuchung von 2008 zu folgendem Ergebnis: „Im Zeitraum zwischen den Jahren 2000 und 2008 haben die Krankenhausfälle wegen psychischer Auffälligkeiten und Verhaltensstörungen (ICD-10 F00-F99) bei den unter 15-Jährigen kontinuierlich zugenommen, der Zuwachs der Behandlungsraten (Fälle je 100.000 der Altersgruppe) betrug 43% (54% bei den Mädchen und 37% bei den Jungen).“ Diese Entwicklung hat sich fortgesetzt.

Was kann aus Ihrer Erfahrung präventiv getan werden?
Die Bundespsychotherapeutenkammer bringt ein wesentliches strukturelles Defizit auf den Punkt: „Ein großes Hindernis für Prävention psychischer Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen ist die fehlende gemeinsame Verantwortung von Gesundheitswesen, Jugendhilfe und Schulen insbesondere über die Finanzierung. Notwendige Kooperationen der Träger werden in der Praxisstruktur stark behindert, wie der 13. Kinder- und Jugendbericht unmissverständlich klar macht. Die Auswirkungen dieses Defizits auf die Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung in den Lebenswelten beziffert der jüngste Präventionsbericht der gesetzlichen Krankenkassen. Zwar geben die Kassen 2009 mit 311 Milkionen euro 4,44 Euro je Versicherten für die Primärprävention aus. Auf die Prävention in nichtbetrieblichen Lebensberichen, wie Kindertagesstätten und Schulen entfielen davon jedoch nur 27 Cent.“ Zu Oberhausen möchte ich hinzufügen: Hier sind wir (trotz fehlender struktureller Bedingungen) ein Stück weiter. In den Jahren ist ein engeres Miteinander von Jugendhilfe und psychiatrischen Hilfen gewachsen. Das hat sicher auch mit der klaren Orientierung des Jugendamtes und seiner Verantwortlichkeit zu tun, trotz leerer Kassen kein Kind zurückzulassen.

Wie gestaltet sich Ihre Arbeit in Krisensituationen?
Jede Krise ist individuell. Wichtig ist es, das gesamte Familiensystem und sein soziales Umfeld einzubeziehen. Kinder sind oft „Symptomträger“.

Gibt es etwas, das Sie als Fachkräfte sich wünschen würden, um Krisensituationen in Familien noch besser begegnen zu können?
Da gibt es viele Wünsche. der Wesentliche: Die guten Ansätze, die es in Oberhausen gibt, kontinuierlich weiterentwickeln zu können. Hierzu gehört auch, dass die Städte als Träger der Jugendhilfe finanziell nicht weiter ausgetrocknet werden. Inklusion und Reden über die Zukunft unserer Kinder bleiben sonst Wortgeklingel.